29. September 2013

Wochenbericht für die 5. Woche (KW 39)

Etappen:
Cubelles - Cambrils-Port - L'Ampolla - Vinaros - Benicasim - Playa de Canet - Cullera

Gesamtkilometer = 2.558 km

Mein Reisetagebuch

Auf meinem Navi stehen noch 880 km bis zu Ziel. Die Differenz von ca. 400 km sind die bitteren unfreiwilligen Kilometer, die ich im Laufe meiner Reise zurückgelegt habe.

In dieser 5. Woche habe ich mich an mein Vagabundenleben gewöhnt und es gefällt mir recht gut. Morgens die Taschen packen, aufs Rad und schauen, was im Überraschungspaket des neuen Tages steckt. Und ich liebe Überraschungen!

Wie wird das Wetter?
Ab der deutschen Grenze hatte ich bisher lediglich in Frankreich einen halben Tag Regen, ansonsten nur Sonnenschein um die 30 Grad. Der Wind quält schon mal, aber nicht mehr in der Stärke und Dauer wie in Südfrankreich. Es ist der Preis dafür, dass ich am Meer radele und abends an den schönsten Stränden schwimmen kann.

Wie wird die Tagesstrecke?
Mal fahre ich direkt am Meer durch schöne Urlaubsorte gemeinsam mit den Touristen. Dann wieder durch ganz einsame Gegenden, teilweise auf staubigen Schotterwegen, die meinen treuen Drahtesel, das Gepäck und mich ganz schön durchrütteln. Mal steile Küstenstrassen, dann wieder vorbei an Feldern mit Reis, Mandarinen und Orangen.

Bis zu welchem Ort schaffe ich?
Werde ich einfach eine Unterkunft finden und wie ist sie?
Was werde ich sehen und erleben?

Freitag hatte ich, wie schon häufig, ein nettes Gespräch mit einem sehr freundlichen spanischen Radfahrer geführt mit Händen und Füßen, da er nur spanisch sprach. Er musste aufbrechen, da er kein Licht am Rad hatte und vor der Dunkelheit zu Hause sein wollte. Er wollte wissen, um wieviel Uhr ich an seinem Ort (keine Ahnung welcher , hat mich auch nicht interessiert) vorbeikomme würde. Ich sagte ihm, dass ich das nicht wüsste. Als er dann ging zog er eine Rose aus seiner Tasche und schenkte sie mir, was mich natürlich sehr überraschte. Es dauerte 20 Minuten und er kam unter dem fraglichen Vorwand zurück, sein Handy liegen gelassen zu haben. Er nutzte die Gelegenheit, mich nochmal zu fragen , wann ich durch seinen Ort käme, er wolle einen Café mit mir trinken. Ich winkte wieder ab und er fuhr. Am nächsten Tag gegen Mittag, ca. 30 km von meinem Startpunkt, rief mich jemand aus einem grossen schwarzen Pkw (nein, nicht wie ein Mafiafahrzeug) an: Es war mein Rosenkavalier! Er kam aus seinem Wagen, begrüsste mich wie ein alter Bekannter und machte, als sei dies ein Zufall gewesen.
Das fand ich jetzt garnicht lustig, eher befremdlich. In den nächsten Stunden dachte ich immer, wenn ich im Rückspiegel einen schwarzen Wagen sah, ob er es wieder sei. Ich habe dem "Ich-fang-dich-Spiel" ein Ende gemacht, die Straße verlassen und mir früher als beabsichtigt ein schnuckliges Hotel gesucht.

Denkt ihr, dass die Spanier je südlicher ich komme, heissblütiger werden?
Egal, keine Sorge, sollte wirklich mal jemand ernsthaft eine Abkühlung benötigen oder kommt mir die fletschende Schnauze eines wilden Hundes, 2 sind mir schon begegnet, zu nah an meine Waden, habe ich immer meine Geheimwaffe griffbereit.

Eine ganz andere Frage beschäftigt mich da viel mehr:
Wir sind jetzt an dem Punkt angekommen, an dem ich die bis heute verkauften Kilometer wie versprochen abgefahren haben. Und nun? Ich werde das 1. Ziel dieser Aktion, bis Afrika zu radeln, erreichen. Aber was ist mit der 2. Aufgabe, alle gefahrenen Kilometer zu verkaufen.

Mein Reisetagebuch

Dies sind einige der Menschen, die grosse Hoffnung auf unser Projekt setzen. Wir haben gemeinsam mit euch allen, die Ihr auf der Spenderliste steht, schon eine stolze Summe zusammengetragen. Euch nochmal herzlichen Dank dafür.

Aber es gibt ja noch soooo viele andere Menschen, die vielleicht bereit wären, den einen oder anderen Kilometer zu sponsern. Von hier unten aus, habe ich keine Möglichkeit mehr zum sammeln. Oder muss ich mir noch etwas einfallen lassen?
Zeit genug habe ich ja. Zwingt mich nicht dazu, mich auf den Marktplatz zu stellen, und Kunststücke aufzuführen.

So geschickt, wie dieser Mann, bin ich schließlich nicht:

Mein Reisetagebuch

Ach, da kommt mir gerade eine Idee.....